Die Idee
Stuttgarts grüne Seite zu zeigen ist uns ein Anliegen. Mit dem High Line Park in New York als großes Vorbild wurden Überlegungen angestellt, wie ein temporärer Park auch in Stuttgart entstehen könnte. Dies ist ein weltweit bisher einzigartiges Konzept, welches einer ausgereiften Planung bedarf, da die Bepflanzung von Dachflächen einige Herausforderungen birgt: Beispielsweise stellen das Eigengewicht der Pflanzen und Substratgewicht Anforderungen an die Statik der Gebäude und die starke Sonneneinstrahlung sowie die deutlich höhere Windgeschwindigkeit sind ganzjährige Belastungen, denen viele Pflanzen nicht oder nur bedingt gewachsen sind.
Auch das Thema Luftreinhaltung beschäftigt uns: Durch die hohe Bebauungsdichte, die lokalen Emissionen (Verbrennungsmotoren) und schlechten Luftaustausch durch Barrieren am Boden sind die Luftbedingungen in Städten schlechter als im Umland. Dies gilt im Besonderen für die Talkessellage in Stuttgart. Auch zusätzliche Flächen für Grünanlagen oder Freilufttrassen stehen nicht zur Verfügung. Zusätzliche Straßenbäume oder Fassadenbegrünungen reduzieren die negativen Effekte („schlechte Luft“ = NOx, Feinstaub, etc. und Überwärmung) nur begrenzt. Dennoch muss versucht werden, Städte als Lebensräume attraktiver zu gestalten. Dachflächen bieten den Vorteil, dass hier der Luftaustausch besser ist, auch sind die Emissionsquellen im Straßenverkehr weiter entfernt. Hinzu kommt eine schnelle Abkühlung in der Nacht sowie mehr Licht. Nun stellt sich die Frage, wie Dächer zu nutzbaren, attraktiven Freiräumen gemacht werden können. Sky Nature liefert hierzu einen entscheidenden Beitrag.
Lothar H. Müller
Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft ist Lothar H. Müller ab 1996 in der Musikbranche tätig. Nach Stuttgart zieht es den Schwaben nach einigen Jahren dann wieder durch seine Tätigkeit beim Jugendmusiksender bigFM. Hier ist er als Marketingleiter tätig, gewinnt mit seiner Idee 2003 den Landesmedienpreis in der Kategorie Marketing. Als ihm 2004 durch ein Zeitungsbild die Idee zum Sky Beach kommt, ist ein neues Projekt geboren, das ab 2006 seiner ganzen Aufmerksamkeit bedarf: Seitdem widmet sich Lothar Müller maßgeblich diesem Projekt, das er nun durch das Konzept Sky Nature auf ein anderes Level bringen möchte.
Jonas Reif
Nach seinem Studium der Landschaftsplanung an der TU Berlin und studienbegleitenden Praktika bei Piet Oudlouf arbeitet Jonas F. G. Reif als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden (Institut für Landschaftsarchitektur). Seit 2007 arbeitet er freiberuflich als Pflanzenplaner und übernimmt Garten- und Pflanzenplanungen sowohl im privaten Beriech, z.B. Wohnumfeldgestaltungen im Raum Berlin und Zürich als auch diverse Pflanzplanungen im öffentlichen Raum, u.a. in Dresden, Potsdam und Zeuthen. Sein Buch „Citytrop“ (erschienen 2017 im Ulmer Verlag) ist ausgezeichnet mit dem Staatsehrenpreis des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Durch seine Position als verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Gartenpraxis“ ist seine journalistische Tätigkeit seit 2011 auf ihrem bisherigen Höhepunkt angelangt.
Schnell ist klar, dass der Sky Beach (April bis September) als Sommerkonzept mit seinen Hanfpalmen und den Bambuspflanzen als feste Größe bestehen bleibt. In den übrigen Monaten wird dann mit wechselnder Begrünung jeweils der Jahreszeit entsprechend gespielt.
Entstanden ist die Idee durch eine Zufallsbekanntschaft: Jonas Reif, der den Sky Beach in seinem Buch „Citytrop. Projekte und Pflanzen für grünere Städte von morgen“ (erschienen im Ulmer Verlag) als temporären Garten aufgenommen hat, gab im letzten Jahr ein Belegexemplar an unserem „Himmelsstrand“ ab. Dies war der Anstoß für uns: Können wir diese Idee noch ausweiten? Den grünen Aspekt stärker betonen? Wäre es tatsächlich denkbar, in 60 Metern Höhe ganzjährig einen Park zu errichten?
Bei einem Treffen konnten Reif und Müller diese Idee gemeinsam weiterspinnen, ein Konzept entwickeln und beschlossen, den Schritt zu wagen. Seit Beginn der diesjährigen Sky Beach-Saison wachsen bereits die Gräser für die Herbstlandschaft in 450 Töpfen heran. Weitere werden Ende der Saison geliefert, um dann Ende September mit einer Gräserlandschaft von zum Teil über zwei Metern Höhe zu überzeugen.
Das Konzept soll nach seiner Erprobung auch auf andere Dächer übertragen werden können, um das triste Grau durch die natürlichen Farben der Pflanzenlandschaft zu ersetzen – nicht nur in Stuttgart, sondern womöglich auch über dessen Grenzen hinaus.